Es dauert manchmal Jahre oder sogar Jahrzehnte, bis man bestimmte Erkenntnisse gewinnt. Ich bin nach dem strengen Prinzip „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ aufgewachsen, das mir Disziplin beigebracht hat. Doch das „erst mal“ etwas „müssen“, bevor ich etwas „darf“, hat auch seine Nachteile. Denn es geht nicht immer nur um den Gegensatz zwischen Vergnügen und Pflicht. Es geht auch um die Frage, ob man etwas Neues wagt oder sich an die täglichen Routinen hält. Zurzeit breche ich mit dieser Regel und deshalb ist dieses Bild entstanden.

Ich fange Gesichter ein. Ein Schal weht, wie es Schornsteine oft machen, stur geradeaus. Wellen wie Berge. Schwarz in vielen Nuancen. Krähe! Kik-kik-kik-kiker-iih! Ich gebe mich hin, wie Tinte sich ausbreitet. Raum ist Raum. Mit beiden Armen ausgestreckt nichts spüren können. Wer hätte gedacht, dass das kleinste, wildeste Kind, das ich einmal war, behauptete, man könne trocken bleiben, wenn man nur schnell genug in eine Pfütze rein und raus hüpfte? Ich durfte es nie so oft versuchen wie ich zum Beispiel Mathematik üben musste. Der Hochnebel der Stadt ist zu salzig, fast eine Lüge. Ich denke an Möwen. Brandung prallt an die Fassaden, immer wieder. Heute sage ich, lief ich nackt nur schnell genug durch die kalt wabernden Stadtteile, ich würde glühen, so heiss wäre mir.

Ein magischer Moment, eingefangen mit meiner Q. Heute Abend, in meinem Büro, habe ich eine wunderbare Frau fotografiert. Genau zu diesem Bild lief der Song Honigmelonemond (MTV Unplugged) von Patent Ochsner.