Mit der HDR-Berabeitung (High Dynamic Range) wird der darstellbare Dynamikumfang eines Fotos vergrößert.
Man kann die Dynamik in verschiedenen Größen messen - ich verwende hier "Blendenstufen", weil das für Fotografen am geläufigsten ist.
Welchen Dynamikumfang kann man mit den verschiedenen Medien darstellen/erkennen?
- Moderner Sensor: 15 Blendenstufen
- Menschliches Auge: 13 Blendenstufen (ohne Adaption)
- Farbfilm: 11 Blendenstufen
- LC-Display 9 Blendenstufen
- Fotopapier: 5 Blendenstufen
Fotografiere ich also ein Motiv, das einen Dynamikumfang von 15 Blendenstufen hat, kann ich die zwar in einer RAW-Datei speichern, aber nicht ausgeben. Bei einer "normalen" Belichtung gebe ich jeweils die mittleren Blendenstufen aus; das heißt, dass die 3 hellen Blendenstufen am LC-Display jeweils als zeichnungsloses Weiß widergegeben werden und die 3 dunklen Blendenstufen jeweils als zeichnungsloses Schwarz. Bei einer HDR-Bearbeitung wird der gesamte Dynamikumfang von 15 Stufen so zusammengedrückt, dass er in 9 Stufen (oder für Papierausdrucke in 5 Stufen) darstellbar ist. Dabei geht natürlich ein Teil der Differenzierung innerhalb des Dynamikbereichs verloren: Was von außen zusammen gedrückt wird, wird innen gröber.
Erzeugt man ein HDR-Image aus einer RAW-Datei, entsteht ein Pseudo-HDR. Ein "richtiges" HDR besteht aus mehreren, unterschiedlich belichteten Dateien. Der Dynamikumfang dieser Belichtungsserie ermittelt sich dann aus dem dunkelsten Wert des dunkelsten Fotos bis zum hellsten Wert des hellsten Fotos. Wird diese Serie dann zu einem HDR verrechnet, wir der gesamte Dynamikumfang wiederum auf 9, bzw. 5 Blendenstufen reduziert. Je stärker die Reduktion ist, desto "unwirklicher" sieht das Ergebnis aus (unser Gehirn weiß ja, wie der Dynamikumfang richtig aussehen müsste).
Diese HDR-Berechnung kann man durch einen Algorithmus automatisch berechnen lassen; das klappt je nach Programm und Motiv mal besser, mal schlechter. In den Foren des Clubs werden einige Programme diskutiert.
Man kann die einzelnen Fotos auch als Ebenenstapel in Photoshop ablegen und dann mit Ebenenmasken jeweils die optimal belichteten Stellen der einzelnen Ebenen für das Endergebnis verwenden. Das bildet den o.g. Algorithmus manuell nach; die Einflussmöglichkeiten sind naürlich erheblich größer, der Aufwand allerdings auch.
Ich verwende solch ein echtes HDR ausschließlich für Motive, bei denen eine Verfremdung der Wahrnehmung erwünscht ist. Je mehr der Dynamikumfang gestaucht wird, desto größer ist zwangsläufig die Verfremdung. Und weil die deutlich wahrnehmbar ist, kann man dadurch keine reale Situation vortäuschen. Bei meiner Art zu fotografieren passiert das vielleicht alle paar Jahre mal.
Bei der algorithmischen Berechnung eines Pseudo-HDR sind mir die Einflussmöglichkeiten zu gering. Da verwende ich die Einstellmöglichkeiten Kontrast, Helligkeit, Gradationskurve und Histogramm. Damit ist exakt die gleiche Reduktion des gesamten Dynamikumfangs zu erreichen, aber unter Wahrung aller Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeiten.
Und was die mir empfohlene echte HDR-Bearbeitung bei einer Portrait-Aufnahme angeht: Der Portraitierte müsste absolut bewegungslos verharren, bis die Aufnahmereihe abgeschlossen ist - das gilt natürlich auch für die Kamera. Und Sinn macht das ganze nur, wenn das Portrait einen Dynamikumfang von mehr als 15 (!) Blendenstufen hat. Das müssten dann schon sehr leuchtende Augen sein.