Ein Foto ist m.E. "gut", wenn es seinen Zweck möglichst vollständig erfüllt. Ein Foto zu beurteilen, ohne zu wissen aus welchem Grund und mit welchem Ziel es gemacht wurde, ist eigentlich nicht möglich. Die Anforderungen an z.B. ein Reportagebild in der Tageszeitung sind andere als für eine Fototapete in einer Anwaltskanzlei.
Im Allgemeinen dürfte aber gelten, dass Fotos, die nur eine Kopie der Wirklichkeit sind, den Betrachter nicht so fesseln, wie Bilder, die eine eigene Aussage haben, die über die Realität hinaus weist. Ich glaube, das ist auch gemeint, wenn man von einer Geschichte spricht, die Fotos erzählen sollen. Und auch Stillleben können natürlich eine Geschichte erzählen: Eine Obstschale, die an die Vergänglichkeit allen Lebens erinnern soll, dürfte anders aussehen, als eine Obstschale, die als Erntedankfoto gedacht ist. Erkennt man in der Obstschale aber keinerlei Aussage, außer dass da Obst liegt, dann erzählt das Foto keine Geschichte.
Das Foto vom Fasan ist technisch sehr gut, die Farbgestaltung entspricht allen gängigen Regeln, über die genau zentrale Platzierung des Motivs kann man diskutieren, aber insgesamt fotografisch gelungen. Aber was ist die Geschichte, die das Bild erzählt, was daran ist mehr als eine (Foto-)kopie der Wirklichkeit? Ich kriege keinen Appetit auf den Vogel, ich sehe nichts königliches in der Haltung...... Eigentlich kann ich mich noch nicht mal entscheiden, ob ich den Vogel eindrucksvoller finde oder den Himmel. Und dabei ist es völlig egal, ob der Vogel nach links oder rechts guckt. Wer für sich eine "Geschichte" zu dem Bild findet, wird es sicher besser finden, als phantasielose Menschen wie ich.