Ein Kommentar zu einem meiner Photos inspirierte mich zu diesem Thema.
Wie groß war die Aufregung als ich vor mehr als 50 Jahren meinen ersten Film aus der Entwicklerdose nahm, welche ich zuvor unter Anleitung mit den unterschiedlichen Flüssigkeiten befüllt, gedreht und geklopft hatte. Den ganzen Zeitraum dieses Prozesses, also vom Einlegen des Filmes in die Bakelitbox, die schnelle Aufnahme unterschiedlicher Motive, um den Film voll zu bekommen, bis zum Öffnen der Entwicklerdose begleitete mich eine unsagbare Freude.
Das Resultat auf dem Film war fast schon egal – Hauptsache es war überhaupt etwas zu erkennen. (Übrigens ist mein Motivbild eines dieser Bilder meines ersten Filmes – ich habe die Box für ein Photo meiner kleineren Schwester übergeben.)
Genau diese Freude empfinde ich heute immer noch, wenn ich mich der Pinholephotograpie, den Experimenten mit Caffenol oder unterschiedlichen Druckverfahren hingebe. Es ist der Prozess, der mich über die gesamte Entstehungszeit von der Idee bis zum fertigen Bild begeistert. Das Bild selbst muß dann nicht mehr perfekt sein. Es kommt plötzlich nicht mehr auf möglichst viel Detailschärfe, möglichst wenig Rauschen oder möglichst geringe Schärfentiefe an. Auch die perfekte Beleuchtung spielt keine Rolle mehr. Das Einzige was zählt, war und ist die Freude.
Genau dieses Gefühl geht mir bei der digitalen Fotografie verloren. Es können in fast unendlicher Anzahl Fotos produziert werden. Die Optiken und Sensorgrößen werden nach Hightech-Qualitäten ausgesucht, die Bilddaten aufwändigen digitalen Nachbearbeitungsmethoden unterworfen und somit qualitativ extrem hochwertige Bilder am Band produziert. Was auf der Strecke bleibt, ist die kindliche Aufregung und die Freude. Ich glaube ein Photo ist zweitrangig, viel wichtiger ist dabei große Begeisterung zu durchleben. In diesem Fall stellt sich automatisch Zufriedenheit ein.