Bildbearbeitung und Manipulation gehören von Anfang an* zur Fotografie. Es ist Fakt. Die meisten Fotos, auch die sog. Ikonen der Fotografie sind gefälscht (inszeniert und als spontan deklariert oder manuell retuschiert, verfremdet oder „korrigiert“. Es ist auch Fakt.
Ein Foto muss die absolute Wahrheit nicht zeigen, solange es sich um kein Dokument oder Beweis für irgendwas handelt. Ich behaupte, ein Foto muss nicht ein Abbild der Realität sein. Ein Foto kann ein Bild sein, kreiert mit Hilfe eigener Fantasie, einer Kamera und Entwickler-Tools denn Bildbearbeitung ist fest mit der Fotografie verbunden, ob man das will oder nicht. Viele sagen: „Ja, aber es gibt Grenzen!“. Eigentlich ist keiner in der Lage die genaue Grenze (objektiv und nachvollziehbar) für Bildbearbeitung/Bildmanipulation zu nennen, wann geht das zu weit und warum gerade hier?
Eins ist klar, unsere Empörung, unsere evtl. Proteste, unsere Liebe zum Purismus und zur „echten“ Fotografie ändern nichts, die Welt geht weiter, mit oder ohne uns. Entscheidend ist sowieso das Endprodukt, gefällt oder gefällt nicht. Die Entstehung interessiert die wenigsten.
Ich glaube, in der Fotografie finden alle Platz: Fotografen, Fotografiker, straight photographers, Bildgestalter, Fotokünstler und wie sich alle nennen. Toleranz ist dabei vielleicht zu wenig, eher Akzeptanz. Ob man will oder nicht, Bildbearbeitung spielt große Rolle in der Fotowelt und die Rolle wird immer größer.
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* 1868 Buch „Negative developing and after-manipulation“ - Techniken zur Bildmanipulation, von leichten Korrekturen bis Überlagerungen, Mehrfachbelichtungen so wie Köpfe und Inhalte austauschen
* Um den 1850 war schon Komposografie (retuschierte Bildcollage) bekannt